work & life
Wenn die Kanzlerin klingelt...
Graue Wolken am Himmel, unklare Perspektiven - in der Altenpflege werden dringend Fachkräfte benötigt. © Foto: unclelkt
Es waren harte Wochen für Angela Merkel. Was bietet da einen besseren Ausgleich, als ein Besuch im Paderborner St. Johannisstift?!
Mal raus aus dem Asylstreit, Kontrastprogramm in der Provinz, öffentlichkeitswirksam und harmonisch. Wie viel Authentizität steckt also in einem solchen Besuch, hervorgegangen aus einer TV-Wahlkampfsendung, in der die Kanzlerin unter gehörigen Erklärungsdruck geriet, weil Zuschauer Ferdi Cebi, so wie viele im Publikum, gute Argumente klar zum Ausdruck bringen konnte. Einer der Gründe, warum die Kanzlerin TV-Termine dieser Art begrenzt. Die Unmittelbarkeit in der Konfrontation mit einfach nachzuvollziehenden Missständen und sozialen Ungerechtigkeiten schubst sie aus ihrer Komfortzone heraus.
Natürlich betonte Angela Merkel auch gebetsmühlenartig am Rande ihre Besuchs in Paderborn, wie wichtig es sei, Berufe in der Altenpflege wieder attraktiv zu machen - Ausbildungsmöglichkeiten und Verdienst. 13.000 Stellen sollen geschaffen werden, um dem Personalnotstand in der Branche entgegenzuwirken.
Und da beginnt es: Schätzungen zufolge sind 50.000 Stellen notwendig. Und wie gut erinnert sich die Kanzlerin in den kommenden Monaten an ihre Verkündungen? Wie viel Marketing in eigener Sache steckt in diesem Besuch und wie viel Aufrichtigkeit und echter politischer Wille?
Eine Person hat die eigene Haltung im besten Sinne bereits nachgewiesen: Ferdi Cebi hat sich für seinen gesamten Berufsstand stark gemacht und etwas bewegt. Die Öffentlichkeit wirft einen Blick auf die Regierung und ihren Umgang mit der Altenpflege. Das ist stark. Bleibt abzuwarten, ob sich auch die Kanzlerin über ihren Besuch hinaus stark macht für die angesprochenen Verbesserungen.